Flugrausch by Disher Garry

Flugrausch by Disher Garry

Autor:Disher, Garry [Garry, Disher]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Unionsverlag
veröffentlicht: 2005-10-12T04:00:00+00:00


25

Tessa Kane hatte sich bemüht, den Direktor und den Stab des Internierungslagers zu interviewen, um Material über Mostyn Pearce zu erhalten – war etwas dran an dem Gerücht, dass Pearce die Insassen drangsalierte? –, kam aber gar nicht erst durchs Tor, und als sie sich im Fiddler’s Creek einem Tisch mit Wachen von Ameri-Pen näherte, wurde sie rausgeworfen.

Als sie zu ihrem Wagen ging, hörte sie eilige Schritte hinter sich. Eine Frau, die, wie sie sagte, in der Aufnahme des Lagers arbeitete, erklärte ihr: »Ich muss mich beeilen, die denken, ich bin auf dem Klo. Wenn die Insassen jemanden umbringen wollten, dann sicher nicht Pearce. Er war ein komischer Kerl, aber kein Rüpel wie so mancher andere. Ich glaube nicht, dass da was dran ist.«

Tessa bedankte sich bei der Frau und fuhr zu der heruntergekommenen Wohnsiedlung, in der Pearce gewohnt hatte. Wie so oft folgte sie Hal Challis’ Spuren. Sie verfügte über nicht allzu viele Reporter, und dies war eine große Geschichte, zwei verschiedene Morde, kaum dass die Suche nach Ian Munro eröffnet worden war – war er vielleicht der Täter? –, also klapperte sie in der hässlichen, mondsichelförmig angelegten Straße, in der die Pearces gewohnt hatten, alle Türen ab und traf andauernd auf Leute, die schon von der Polizei befragt worden waren und den groß gewachsenen, dunkelhaarigen Inspector mit dem traurigen Gesicht hatten kommen und gehen sehen.

Sie klopfte an dem Haus direkt gegenüber. Eine flotte, aber gequält wirkende Frau mit grauen Haaren öffnete, hörte sich Tessa an und sagte: »Ich war gerade beschäftigt, aber kommen Sie rein, wir unterhalten uns in der Küche.«

Tessa folgte ihr durch einen kurzen Flur in eine Küche, die nur so blitzte und hell war, ganz anders als jene, die sie erst vor ein paar Stunden durch ein schmieriges Fenster gesehen hatte – Aileen Munros Küche; Aileen hatte sie aufgefordert, das Grundstück zu verlassen, und genau in diesem Augenblick hatte Tessas Handy geklingelt und die Telefonzentrale beim Progress hatte ihr von den Morden berichtet.

»Tee?«

Tatsächlich wollte Tessa nichts lieber als das. »Danke. Dünn, ohne Milch.«

Nach der Zeitschaltuhr am Elektroherd war es eins. Ein grauhaariger Mann kam in die Küche geschlurft, sah sie verwundert an, warf seiner Frau einen leicht zornigen Blick zu und fragte mürrisch: »Was gibts zu essen?«

Die Frau, die in einem Hängeschrank nach den Teebeuteln griff, warf Tessa einen Blick zu und wandte sich an ihren Mann. »Wasser«, sagte sie und wies auf den Wasserhahn in der Spüle.

Dann auf den Brotkorb: »Weißbrot in Scheiben.«

Und den Kühlschrank: »Käse, Schinken, Gurken, Tomaten.«

Sein Gesicht verdüsterte sich. Er trug Slipper, ein weißes Businesshemd und eine graue Anzughose.

»Und wenn du schon dabei bist«, fuhr die Frau fort, »mach mir auch gleich eins. Und vielleicht möchte unsere junge Besucherin …?«

Tessa lächelte. »Nein, danke.«

»Oder aber«, sagte die Frau zu ihrem Mann, »du könntest mich hübsch zum Essen ausfuhren.«

Grummelnd verzog sich der Mann in einen anderen Teil des Hauses. »Er ist gerade in den Ruhestand getreten«, erklärte die Frau, »und weiß nichts mit seiner Zeit anzufangen. Hat noch nie was für sich selbst machen müssen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.